Silbertriennale International – 19. weltweiter Wettbewerb

Datum: 
Sonntag, 27. Oktober 2019 - 0:00 bis Donnerstag, 9. Januar 2020 - 0:00
Juliane Schölß. Tablett mit Gefäßen. 925/000 Silber, teilweise vergoldet, teilweise geschwärzt. Tablett: Edelstahl. 2017. Foto Eva Jünger


Mittlerweile konnte die Gesellschaft für Goldschmiedekunst e.V. zum 19. Mal ihren Wettbewerb zur Förderung der zeitgenössischen Silberschmiedekunst veranstalten – die Silbertriennale International.
Was 1965 als kleines Ausstellungsprojekt begann, hat sich bis heute zu einem großen, international renommierten Preis im Bereich des Silberschmiedehandwerks entwickelt. In einem Turnus von drei Jahren werden hochwertige Schmiedearbeiten aus dem In- und Ausland prämiert und vorgestellt.

Die Schau mit ausgewählten Wettbewerbsarbeiten im Deutschen Goldschmiedehaus Hanau ist zu einem festen Höhepunkt der Veranstaltung geworden. Eindrucksvoll spiegeln sich in der Ausstellung die aktuellen Entwicklungen der Silberszene wider. Egal ob Besteck, Kannen, Kerzenleuchter, Schalen oder frei gestaltete Objekte, die Arbeiten zeigen die reizvollen Möglichkeiten künstlerischer Metallbearbeitung.

Eine fachkundige Jury – Maike Dahl, Simone ten Hompel, Dr. Sabine Runde – wählte die interessantesten Objekte unter den 123 Einsendungen aus 19 Nationen aus. Insgesamt 93 Einreichungen wurden für die Teilnahme an der großen Ausstellungstournee eingeladen. Sieben Arbeiten konnten zusätzlich mit Preisen ausgezeichnet werden.

Dank der großzügigen Unterstützung unserer Sponsoren – Goldschmiedemeisterin Ebbe Weiss-Weingart, Salem; Lions Club Hanau; Fa. Robbe & Berking, Flensburg und Fa. Heimerle + Meule, Pforzheim – konnten insgesamt 19.500 Euro auf drei Gewinner eines Haupt- und vier Gewinner eines Nachwuchsförderwettbewerbs verteilt werden.

Juliane Schölß, Nürnberg, erhielt den Ebbe Weiss-Weingart Preis für eine Gefäßgruppe mit Tablett. Darauf inszeniert sie Becher, Kelche und kleine Schalen zu einem bühnenhaften Arrangement. Die Objekte in unterschiedlicher Größe sind in verschiedenen Metallfarben gearbeitet und machen Lust darauf, immer wieder neu in Szene gesetzt zu werden.

Der Robbe & Berking Preis wurde dem Koreaner Sungho Cho, Seoul, zuerkannt. Seine Arbeiten bestechen durch die innovative Anwendung der Gusstechnik. Individuell gestaltete Dekor-Wachsbänder werden zu Blechen ausgegossen und anschließend in die Gestaltung seiner Gefäße einbezogen.

Für ihre Vasen erhielt Sarah Cossham, München, den Ebbe Weiss-Weingart Silberpreis. Mit der ungewöhnlichen Kombination aus geschwärztem Silber, Messing, Rubinen und Saphiren schafft sie eine unverwechselbare Ästhetik. Der spielerische Umgang mit Material, Form und Technik verleiht ihren Gefäßen eine charmante „Unperfektheit“.

Der 1. Lions Club Hanau Nachwuchsförderwettbewerb wurde Jerome Funk, Freigericht, zuerkannt. Seine Schale überzeugte die Jury durch ihre ungewöhnliche Oberflächenwirkung in Struktur und Farbe. Der technische Vorgang der Herstellung und der Umgang mit dem Material lässt sich eindrucksvoll an dem Objekt nachvollziehen.
Philipp Gröninger, Bendorf, wurde für seine Cafetière mit dem 2. Lions Club Hanau Nachwuchsförderwettbewerb ausgezeichnet. In konsequenter Linienführung hat er ein klassisches Designobjekt, dessen Ausführung man normalerweise in alltäglichen Materialien kennt, in Silber und Holz umgesetzt. Mit seinem Entwurf erreicht er ihre Alltagstauglichkeit auch unter Einsatz von hochwertigem Material.

Der 3. Lions Club Hanau Nachwuchsförderwettbewerb geht nach Großbritannien an Naama Haneman, London. Der prämierte Becher überzeugt durch seinen körperhaften Auftritt, über seine Taktilität weckt er Emotionen. Ein Gebrauchsobjekt, dessen interessante Oberflächenstruktur sehr gut haptisch zu erfahren ist.

Mit dem Heimerle + Meule Silberpreis konnte Daphne Spiegel, Sulzthal, bedacht werden. Ihre Schale beeindruckt aufgrund ihrer formal konsequenten Ausführung. Die Interpretation der Technik wird in die Gestaltung eingebracht. Die Herstellung der Schalenform und die dadurch entstehende Spannung im Material provoziert die Ausrichtung der gesägten Ornamente.

Viele der eingereichten Arbeiten gehen über das Spektrum des klassischen Tafelgeräts hinaus und zeigen neue Wege der Metallgestaltung. Neben einem großen Gespür für zeitgemäße Formen und fantasievolle Kreationen bestechen die Silberobjekte durch eine souveräne Bearbeitung und die raffinierte Anwendung traditioneller sowie neuer Techniken.

Insbesondere die Gestaltung der Oberfläche spielt bei einer Vielzahl der Objekte eine wichtige Rolle. Zarte Struktur oder kräftiges Relief versetzen den Betrachter darüber ins Staunen, wie vielseitig die Möglichkeiten der Metallbearbeitung sind. Paul Derrez lässt den Hammerschlag auf seinen Dosen für Hamburger als sichtbare Spur der Bearbeitung stehen. Takuya Kamiyama verleiht seiner Vase durch aufwendige Punzierung die Anmutung von Reptilienhaut, während Dubong Kim seine Vase mit unzähligen, fein gravierten Linien schmückt.

Klassisches Tafelgerät, das formalen Anspruch und gestalterische Eleganz gleichermaßen in sich vereint, stammt von Wilfried Moll, Ulrike Scriba, Larissa Thiel oder Hartwig Ullrich. Mit dem Entwurf von Karaffe, Brotschüssel und Kannen haben sie Objekte geschaffen, die Glanz auf jeden festlich gedeckten Tisch bringen.

Auch Besteck darf hierbei nicht fehlen. Micha Peteler, Herbert Schulze und Christoph Weishaar setzen auf elegantes Design. Spielerische Extravaganz beweist Julia Baudler mit ihrer Besteckvariante, deren Griff aus bedampftem Hämatit besteht. An der Schwelle zum reinen Objekt stehen Bestecke von Rainer Milewski, Meng-Ju Wu und Dot Melanin.

Sie schlagen eine Brücke zu Arbeiten von Isolde Baumhackl-Oswald, Reed Fagan, David Huycke oder Tzu-Hsiang Lin; diese Künstler nutzen Silber als Medium ihres kreativen Schaffens. Entstanden sind skulpturale Arbeiten, die keiner Funktion nachkommen.

Mit Einsendungen aus Europa, Asien, Übersee und dem Nahen Osten beweist die 19. Silbertriennale International, dass Silberschmiedekunst noch immer weltweit praktiziert wird. Der Gesellschaft für Goldschmiedekunst ist es eine große Freude, den Metallgestaltern Unterstützung und Anregung zu bieten und dem Handwerk auch weiterhin Perspektiven zu eröffnen.

Mit freundlicher Unterstützung der MTV Förster, Hanau, C. HAFNER, Pforzheim, Mannheimer Versicherung, Robbe & Berking, Flensburg, Stadt Hanau, Stadtwerke Hanau und Stiftung der Sparkasse Hanau konnte eine begleitende Publikation (dt./engl.) herausgegeben werden. Sie erscheint bei ARNOLDSCHE Art Publishers, Stuttgart, zum Preis von 28,00 € (Sonderpreis im Goldschmiedehaus 25,00 €). Neben begleitenden Texten werden die Arbeiten aller in der Ausstellung vertretenen Künstler*innen vorgestellt.

Im Anschluss an die Präsentation im Deutschen Goldschmiedehaus Hanau, vom 27.10.2019 bis 09.01.2020, treten die Stücke ihren Weg zu einer großen Wanderausstellung an. Weitere Stationen sind: DIVA Museum voor Edelsmeedkunst, Juwelen en Diamant, Antwerpen (B) 23.01.–19.04.2020; Silberwarenmuseum Ott-Pausersche Fabrik, Schwäbisch Gmünd 26.04.–12.07.2020; Wasserschloss Klaffenbach, Chemnitz 01.08.–25.10.2020.