Historie

Das Deutsche Goldschmiedehaus am Altstädter Markt in Hanau gehört zu den historisch bedeutendsten Bauten der Hanauer Altstadt und diente zunächst als Rathaus. 1537/38 wurde mit dem Bau des Gebäudes begonnen. Mit der Gründung der Hanauer Neustadt 1597 siedelten sich Niederländer und Wallonen an, zu denen auch zahlreiche Goldschmiede zählten. Sie schlossen sich 1610 zur Zunft der Gold- und Silberschmiede zusammen und begründeten damit die Blütezeit der Goldschmiedekunst in Hanau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. An dieser Entwicklung war nicht zuletzt auch die 1772 gegründete "Hanauischen Academie der Zeichenkunst" beteiligt, die ab 1889 eine qualifizierte Ausbildung zum Gold- und Silberschmied ermöglichte. Bereits um 1900 wurde die Nutzung des Goldschmiedehauses als Rathaus aufgegeben und der Hanauer Geschichtsverein richtete ein Museum zur Stadtgeschichte ein.

                                        

Seine heutige Funktion als Deutsches Goldschmiedehaus verdankt das Gebäude dem Berliner Juwelier und Goldschmied Ferdinand Richard Wilm (1880–1971), der sich maßgeblich für das Gold- und Silberschmiedehandwerk eingesetzt hatte. Zu Beginn der 1940er Jahre empfahl Wilm der Stadt Hanau, im ehemaligen Rathaus ein Zentrum der Edelmetallkunst einzurichten – die Idee des Deutschen Goldschmiedehauses als Begegnungsstätte für das Gold- und Silberschmiedehandwerk war geboren. Von höchster Stelle der NSDAP erhielt Wilm Unterstützung für sein Vorhaben, auf Vermittlung der Reichskanzlei in Berlin wurden 1942 Material und Arbeiter für den Umbau genehmigt und gestellt. Die feierliche Einweihung des Hauses fand am 18. Oktober 1942 statt.

Am 19. März 1945 fiel das Gebäude einem Bombenangriff zum Opfer. Bei dem Wiederaufbau im Jahre 1958 passte man die Räumlichkeiten des Hauses ganz der Nutzung als Ausstellungsort für die deutsche und internationale Schmuck- und Gerätgestaltung an. Ab Juli 1981 wurde das Museum einer grundlegenden Innenrenovierung unterzogen. Passend zum 40-jährigen Bestehen des Goldschmiedehauses, wurde es am 23. Oktober 1982 wiedereröffnet. Weitere Baumaßnahmen wurden 2004/05 ergriffen, durch Anbau eines Aufzugs und Umgestaltung der sanitären Anlagen, wurde das Haus behindertengerecht umgebaut. 2019 konnte der Eingangsbereich und das Souterrain durch eine großzügige Umgestaltung zeitgemäß erneuert werden.

Mit seinen vielseitigen nationalen und internationalen Ausstellungen zu einzelnen Schmuck- und Gerätegestaltern und den Präsentationen von unterschiedlichen Künstlergruppen sowie einem umfangreichen museumspädagogischen Rahmenprogramm nimmt das Deutsche Goldschmiedehaus in der Hanauer Museumslandschaft einen wichtigen Platz ein und gehört darüber hinaus zu den bedeutendsten Ausstellungszentren der Gold- und Silberschmiedekunst in Deutschland.