MIT EIGENSINN* Schmuck aus Österreich. Künstlerinnen im Fokus

Datum: 
Donnerstag, 23. Februar 2023 - 0:00 bis Sonntag, 2. Juli 2023 - 23:45
Beatrix Kaufmann. Wurfobjekt 'hook & loop'. Polyamid, Silknieten. 2009. Foto: Beatrix Kaufmann

Theresa Macourek. Brosche "PFUI". Polymer-Clay, 925 Silber, diverse Materialien. 2018. Foto: Theresa Macourek
 

Ein Fokus liegt auf den  Protagonistinnen der Anfangszeit des Avantgardeschmucks, deren Arbeiten zu ausgewählten Positionen von Künstlerinnen und Künstlern der mittleren und jungen Generation in Beziehung gesetzt werden. Die Ausstellung veranschaulicht die vielfältigen Entwicklungen einer spannenden und heterogenen Schmuckszene, wie sie sich in Österreich aufgrund spezifischer Voraussetzungen entfaltet hat. Gemeint sind hier u.a. die Geschichte der Wiener Werkstätte, der menschliche Körper als Subjekt und Objekt in der bildenden Kunst und die besondere Ausbildungssituation des Landes.

Unter der Bezeichnung Autorenschmuck hat sich Schmuck seit Ende der 1960er Jahre international als Kunstform etabliert. Diese neue Auffassung manifestiert sich nicht nur in der Verwendung von schmuckfernen Materialien und Techniken, sondern sie reflektiert und interpretiert auch die gesellschaftlich-kulturellen und ästhetischen Entwicklungen ihrer Zeit. Dabei steht meist ein Konzept im Vordergrund: Das Medium für die Aussage ist Schmuck. Abseits des rein Dekorativen werden Schmuckstücke so zu eigenständigen und eigensinnigen Objekten.

Die „Abwehrreaktion. Herz“ (1982) der Pionierin Brigitte Lang beispielsweise ist ein linienhafter Halsschmuck, der mit dem Körper interagiert, die Pfeilspitze deutet auf die Brust der Trägerin. Eine weitere feministische Position kommt von der zeitgenössischen Künstlerin Anna Riess, die mit ihrem „Speckgürtel“ (2018) den Optimierungswahn des (weiblichen) Körpers ironisch aufnimmt und es den Tragenden vorübergehend erlaubt, ein unbekanntes Körpergefühl zu erleben. In der Serie „Das kontrollierte Chaos“ (2014) arbeitet Stephanie Morawetz mit farbenfrohen Plastiksteinen. Diese illustrieren die dystopische Annahme der Künstlerin, dass die Erde mit kleinen Plastikteilchen bedeckt wird, die sich zukünftig nach einer Ablagerung zu Steinen verfestigen.

Die Ausstellung möchte Entwicklungen erfahrbar machen, die die heutige Schmuckszene Österreichs geprägt haben und nimmt dabei einen Perspektivenwechsel vor: Die Ausstellung und die begleitende Publikation zeigen, wie Künstlerinnen das vielbeachtete Schmuckgeschehen der Avantgarde Österreichs maßgeblich mitbestimmt haben. Und dies wird nicht nur anhand ihrer Werke deutlich, sondern auch in ihrem Einfluss auf nachfolgende Generationen an Schmuckschaffenden.

* Kunst mit Eigen-Sinn. Aktuelle Kunst von Frauen (Museum des 20. Jahrhunderts, 1985)

Konzeption der Ausstellung: Gabriele Kutschera
Organisation der Ausstellung: Ursula Guttmann und Susanne Hammer

Künstlerinnen und Künstler:
Eva Afuhs, AND_i, Andrea Auer, Elisabeth Altenburg, Isolde Baumhackl-Oswald, Gabriele Kutschera, Sonja Bischur, BLESS, Susanne Blin, Gunda Maria Cancola, Elisabeth J. Gu. Defner, Petr Dvorak, Benedikt Fischer, Verena Formanek, Ursula Guttmann, Pia Groh, Andrea MAXA Halmschlager, Elisabeth Habig, Susanne Hammer, Margit Hart, Brigitte Haubenhofer-Salicites, Anna Heindl, Alexandra Hofer, Christian Hoedl, Paul Iby, Ulrike Johannsen, Beatrix Kaufmann, Michelle Kraemer, Brigitte Lang, Erika Leitner, Jacqueline I. Lillie, Gerti Machacek, Doris Maninger, Theresa Macourek, Stephie Morawetz, Martina Mühlfellner, Anita Münz, Viktoria Münzker, paula.paul, Nadine Pramhas, Konstanze Prechtl, Ulrich Reithofer, Anna Riess, Eva Schmeiser-Čadia, Veronika Schwarzinger, Ina Seidl, Claudia Steiner, Bernhard Stimpfl-Abele, Waltrud Viehböck, Birgit Wiesinger/Eva Tesarik, Ulrike Zehetbauer-Engelhart, Petra Zimmermann.