Ich bin in Schmuckhaft. Peter Skubic

Datum: 
Sonntag, 29. Juni 2025 - 0:00 bis Sonntag, 18. Januar 2026 - 23:45
Peter Skubic. Goldener Ehrenring an Tone Vigeland. Weißgold, Edelstahl, Lack. 2008. Foto: Archiv GfG


Was ist Schmuck? Peter Skubic (1935-2024) stellt mit seinem Werk immer wieder diese Frage. In der konsequenten Auseinandersetzung mit diesem Thema seit den 1960er-Jahren wurde er zu einer der prägenden Persönlichkeiten der Schmuckszene seiner Generation. »Schmuck ist eine geistige Disziplin«, ist eine seiner zentralen Thesen. Damit formuliert Skubic die Diskursfähigkeit von Schmuck und verortet ihn als gleichrangig unter den Kunstgattungen. Immer wieder versucht er, dessen Eigenheiten zu ergründen. Nicht nur im Schmuck selbst, sondern auch in performativen Aktionen oder filmischen Arbeiten. Die Medien, über die Peter Skubic forscht und sich ausdrückt sind vielfältig. Besonders im Schmuck setzt er Akzente. Denn bereits früh geht Skubic der Frage nach, wie Schmuck als Objekt im Raum, ohne zwingenden Körperbezug, wirken kann. Ein Gedanke, der seinen erweiterten Blick auf Schmuck, dem es nicht nur um das dekorative geht, widerspiegelt. Deswegen lässt sich sein Werk insbesondere unter skulpturalen Gesichtspunkten begreifen und beschreiben, in denen Bezüge zum Raum und Menschen innewohnend sind. Die leicht ironische Aussage »Ich bin in Schmuckhaft« verdeutlicht diese  existenzielle Verhaftung Skubics im Denken über Schmuck.

Zitat Malte Guttek, Leiter des Deutschen Goldschmiedehauses Hanau: „Der 90. Geburtstag des Schmuckmachers Peter Skubic ist der Anlass für diese Ausstellung, die seinem Werk und Kosmos gewidmet ist. Seine Arbeiten spiegeln nicht nur sein Denken über Schmuck wider. Sie zeugen vom experimentellen und vom Aufbruch geprägten Zeitgeist seiner Generation. Die Gesellschaft für Goldschmiedekunst e.V. hat ihm den Goldenen Ehrenring verliehen, daher sind wir ihm hier in Hanau besonders verbunden.“

Das bevorzugte Material von Peter Skubic ist Edelstahl, wobei er auch vorgefertigte Elemente in seinen Arbeiten integriert. Viele seiner Arbeiten zeichnen sich dadurch aus, dass ihre zusammengefügten Konstruktionen durch Verstrebungen und Verspannungen in Form gehalten werden. Es sind rhythmisierte Architekturen, die sowohl Schmuck als auch Skulptur sind. Oft lässt sich lediglich durch eine Broschierung feststellen, in welche Kategorie sie sich einordnen sollen. Beispielhaft ist dafür eine Brosche von 1993: Auf nahezu quadratischem Grundriss erhebt sich ein turmartiger Aufbau, dessen oberer Abschluss auf Streben ruht. Die ineinander gesteckten Elemente werden lediglich durch ein Drahtseil zusammengehalten, es verspannt die gesamte Arbeit. Ähnlich ist die Konstruktion bei dem „Goldenen Ehrenring“ (siehe Bildmaterial), den Skubic als Auszeichnung für Tone Vigeland fertigte. Hier sind die einzelnen Elemente jedoch als spiegelnden Edelstahlplatten, die mit farbigen Partien eindrucksvolle Effekte hervorrufen. Seine Form erinnert an einen Adler. Einen erweiterten Einblick in sein Werk eröffnen Objekte, die sich durch einen ausgewogenen Aufbau im Gleichgewicht halten. Als Collagen aus Fundstücken, wie Federn, Steinen oder Glasfragmenten, zeugen sie vom spielerischen Umgang mit seinem skulpturalen Interesse, dem tektonischen Zusammenfügen von Elementen.

 

Peter Skubic wurde 1935 in Gornji Milanovac, ehemals Jugoslawien, geboren. Von 1952 bis 1954 besuchte er die Fachschule für Metallkunstgewerbe in Steyr, Österreich. Anschließend studierte er bis 1958 in der Klasse von Prof. Eugen Mayer an Akademie für Angewandte Kunst in Wien.

1966 absolvierte er die Meisterprüfung für Gold- und Silberschmiede. 1979 erfolgte eine Berufung an die Fachhochschule Köln als Professor für Schmuckgestaltung. Von 2002 bis 2003 war er Gastprofessor für Schmuckgestaltung an der Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebichenstein, Halle. 2024 verstarb er in Gamischdorf im österreichischen Burgenland, wo er lange Jahre gelebt und gearbeitet hatte.

Für sein Wirken erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u.a. 1976 die Goldene Ehrenmedaille der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs, 1978 den Kulturpreis der Stadt Wien, 2005 den Goldenen Ehrenring der Gesellschaft für Goldschmiedekunst und 2008 den Bayerischer Staatspreis auf der Internationalen Handwerksmesse München. Seine Arbeiten befinden sich international in zahlreichen Sammlungen. Die Leihgaben für die Ausstellung „Ich bin in Schmuckhaft. Peter Skubic“ stammen aus dem Schmuckmuseum Pforzheim, der Neuen Sammlung in München sowie aus Privatbesitz.