Gürtelschließen aus dem Balkan, Asien und Nordafrika

Datum: 
Sonntag, 17. Mai 2015 - 0:00 bis Sonntag, 27. September 2015 - 0:00

Wie die gesamte Kleidung unterliegen auch Gürtel und Gürtelschließen der Mode, sie halten Röcke und Beinkleider in der richtigen Position und schließen offene Gewänder. Sie können Wohlstand, sozialen Status und regionale Herkunft zum Ausdruck bringen. Darüber hinaus dienen viele Gürtel und Gürtelschließen als Schmuck. Eine weitere Seite erschließt sich dem Betrachter weit schwerer – seine symbolische oder magische Bedeutung.

Die Ausstellung präsentiert rund 150 Exponate aus 30 Ländern, die zu einer umfangreichen Privatsammlung gehören. Die Ausstellungsstücke zeigen eine immense Vielfalt gestalterischer Elemente wie prächtige ornamentale Muster, Landschaftsansichten, Pflanzenmotive und menschliche Gestalten. Dabei entfaltet sich ein eindrucksvolles Spektrum unterschiedlicher Techniken, gestalterischer Ansätze, Motive und kunstvoller Details. Ursprünglich waren Gürtel aus Naturmaterialien, aus Leder, Haar, Wolle/Baumwolle oder Seide. Dazu kamen später Edelmetalle, die vor allem bei der Anfertigung der Schließen Verwendung fanden. Der eigentliche Verschluss erfolgt durch Haken und Ösen oder Scharniere, die mit einem Steckstift verbunden werden. Häufig sind sie durch Schmuckplatten verdeckt.

Einer der Ursprünge der Goldschmiedekunst lag im Vorderen Orient. Im Dekor verband sich das altorientalische Erbe mit Motiven der abrahamitischen Religionen – des Judentums, des Christentums und des Islam. Viele der Symbole wurden von allen dreien verwendet. Dazu gehört das Hexagramm, das vielerorts erst im 20. Jahrhundert, von Europa ausgehend, als säkulares Symbol der zionistischen Bewegung verstanden wurde. In den arabischen Kalifaten und im Osmanischen Reich waren es vor allem jüdische Meister, christliche Armenier und muslimische Kaukasier, die die Goldschmiedekunst zu jener Blüte brachten, die wir noch heute in den Schmucksammlungen bewundern.

Jüdische Arbeiten brillieren durch die perfekte Ausführung von Filigran und Granulation, während Schmuckstücke kaukasischer und mittelasiatischer Goldschmiede oft durch das Niellieren, das Aufschmelzen einer schwarzblauen Masse auf silbernen Untergrund, ihr charakteristisches Dekor erhielten.

Die Verflechtung der Völker im Osmanischen Reich spiegelt sich auch in der Schmuckkultur wieder. So finden wir ähnliche Gürtelschließen in Mazedonien, Bulgarien, Kleinasien, Syrien und dem Kaukasus. Besondere Erwähnung verdienen dabei die großen Schließen der kurdischen Männertracht. Sie erinnern daran, dass Gürtel früher von beiden Geschlechtern auf diese Art geschlossen wurden.

Ähnlich wie auf dem Balkan verwendet man auch in den ländlichen Gebieten Nordwestafrikas ursprünglich Gürtel aus Wolle. Im Aurès-Gebirge, woher die meisten der hier gezeigten Exponate stammen, erfuhren Silbergürtel erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts größere Verbreitung. Wie im Mittelmeerraum war es auch in Mittelasien vor allem die städtische Oberschicht, die die Metallgürtel oder die reich geschmückten Ledergürtel trug.

Durch Handelswege wie die Seidenstraße waren der Ferne und der Nahe Osten immer durch wechselseitige Einflüsse miteinander verbunden. Das Ergebnis ist eine Karte von Kulturregionen ohne feste Grenzen, die nur als Ausschnitte eines Kontinuums zu verstehen sind: Indien, Indonesien, Südostasien, China und Japan.

Im Mittelpunkt liegt Tibet, das in der Ausstellung vor allem durch mehrere schön geschmückte Zundertaschen und Geldbörsen vertreten ist. Sie erinnern daran, dass Gürtel oft auch eine wichtige Trägerfunktion hatten und haben. Je weiter eine Region vom islamischen Raum entfernt ist, desto häufiger finden figürliche Darstellungen Eingang in das Dekor. In Indien und Südostasien sind es mythologische, hinduistische oder buddhistische Motive, in China fallen darüber hinaus kunstvoll gearbeitete Pflanzen- und Tiermotive ins Auge.

Einen besonderen Charakter zeigen die Gürtel und Gürtelschließen aus Japan, sowohl die Materialien wie auch die Dekortechnik betreffend. So besteht die Schauseite mehrerer Schließen aus Satsuma-Porzellan.